In der Bauausschusssitzung des Rates der Stadt Norden vergangene Woche nahmen die Stadtverwaltung und die politischen Fraktionen zur Bedeutung des Radverkehrs in Norden Stellung. Der Antrag der Grünen auf Einrichtung von Fahrradstraßen im Rahmen eines Fahrradverkehrsplans wurde im Wesentlichen mit der Begründung abgelehnt, dass der Bedarf zu gering sei.

Walter Zuber, Sprecher der Norder Grünen, sagt: "Ich wette mit dem Bürgermeister um einen Fahrradverkehrsplan, dass es den Bedarf gibt." Dieser ergebe sich schon aus Gründen des Klimaschutzes, der ohne die Verkehrswende, in der der Fahrradverkehr eine hervorragende Rolle spiele, nicht erreichbar sei.

Außerdem gebe es etwa 73 Millionen Fahrräder in Deutschland, fast doppelt so viele wie Autos, was in Norden nicht anders sei. Obwohl Deutschland mit Fahrrädern sehr gut ausgestattet ist, beträgt nach Angaben des Allgemeinen deutschen Fahrrad Club (ADFC) der Radverkehrsanteil („Cycling Modal Share“) am Gesamtverkehr nur rund 11 Prozent.

Mit der Rathausspitze und den Altparteien im Gefolge daraus zu schließen, dass es keinen Bedarf für Fahrradstraßen in Norden gebe, bezeichnen die Grünen als kurzschlüssig. In den Niederlanden sei der Radverkehrsanteil mit 27 % zum Beispiel mehr als doppelt so hoch. Die Niederländer würden pro Jahr im Durchschnitt über 1.000 Kilometer zurücklegen, die Deutschen nur etwa 400 Kilometer. Warum das so ist würde jede Fahrradfahrerin und jeder Fahrradfahrer in Norden täglich aufs Neue erfahren. Im Unterschied zu den niederländischen Nachbarn werden in Norden wie in Deutschland keine oder zu wenig eigenständige, komfortable Radwegenetze angeboten. Auch würden Führerscheinanwärter*innen in Deutschland nicht darauf ausgebildet, immer und überall Fahrradfahrende zu erwarten und zu respektieren, wie es in den Niederlanden der Fall sei. Deshalb sei das Fahrrad für unsere Nachbarn fast immer das schnellste und komfortabelste Verkehrsmittel für die kurzen Alltagswege. In Norden wie in Deutschland müsse man gute Fahrradwege dagegen mit der Lupe suchen. - 28.6.20 -