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11.06.20 –
Die Grünen Ortsverbände Aurich und Norden widersprechen der Behauptung des CDU-Kreistags- fraktionssprechers, dass gerade jetzt eine Zentralklinik richtig sei.
Die Sprecher der Grünen Ortsverbände Norden und Aurich betonen dagegen, dass die Corona-Pandemie bewiesen hat, dass es fatal ist, Personal und die Zahl der Betten abbauen zu wollen. "Wohnortnahe Krankenhäuser gehören zur Daseinsvorsorge", erklärt Walter Zuber, Sprecher des Ortsverbandes Norden, "Zu dieser gehört auch, einer Pandemie begegnen zu können. Nur weil diese bis jetzt relativ glimpflich ausgegangen ist, heißt dies nicht, dass man nicht Notfallkapazitäten vorhalten muss. Dazu gehört ausreichend Personal und eine ausreichende Zahl von Betten und Gerät auf dem Stand des medizinischen Wissens. Niemand käme auf die Idee, nach einem abgewehrten Großbrand die Feuerwehr zu verkleinern, weil man nicht so viel Fahrzeuge gebraucht hat. Das Feuer fragt ebensowenig wie eine Pandemie nach neoliberalem Wunschdenken und Kostendeckeln. Dies gilt insbesondere, da seit dem Jahre 2013 allen Verantwortlichen klar sein müsste, dass jederzeit der Beginn einer Seuche wie der von Corvid-19 (Bundestags-Drucksache 17/12051) im Bereich des Möglichen liegt. Zu den Vorkehrungen gehört nach der nicht umgesetzten Risiko-analyse der Bundesregierung auch nach unserer Überzeugung eine gute Krankenhausversorgung auch in der Fläche. "
Gunnar Ott, Sprecher des Auricher Ortsverbandes zieht daher das gegenteilige Fazit und stützt sich dabei auf Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Dieser hatte unlängst betont, dass es die kleinen Krankenhäuser außerhalb der Ballungsgebiete waren, die die Versorgung in dieser Pandemie gestützt haben und die Lücken der ambulanten Medizin geschlossen hätten. Zudem hätten sie in kürzester Zeit Fieberambulanzen und Testzentren aufgebaut. Das stellt laut Ott, die These von Sven Behrens und seiner CDU auf den Kopf. Darum fordern die beiden Sprecher Zuber und Ott, dass der Kreistag die Zentralklinikfrage unter den Erfahrungen der Pandemie nochmal ganz neu denken und verhandeln.
"Wir brauchen neue Konzepte", betont Walter Zuber, "Zentralkliniken sind von gestern. Sie entfernen sich räumlich von den Menschen, reduzieren Arbeitsplätze bis zu 50%, bauen menschliche Betreuung und Notfallkapazitäten ab und führen letztlich in die Privatisierung zu Lasten des Gemeinwohls." "Altzustände um jeden Preis aufrecht zu erhalten, ist genauso ein falscher Weg, wie sich vollkommen neoliberalen Berechnungsschlüsseln und Standortkonzentrationen zu unterwerfen", ergänzt Gunnar Ott. "Auf Bundesebene gehören die Fallpauschalen auf den Prüfstand, im Land muss die Investitionsförderung hochgefahren werden und vor Ort müssen die Krankenhäuser in der Fläche bleiben und an allen drei Standorten (Norden, Emden, Aurich) die Notfallversorgung bieten." Nicht jeder Standort muss alles können, sondern jeder sich auf etwas anderes spezialisieren – z.B. Reha, Gerontologie, Onkologie. Personalabteilung, Rechnungswesen und Beschaffung können dagegen gemeinschaftlich betrieben werden."
Die Sprecher der grünen Ortsverbände verweisen darauf, dass die Bundesregierung erst am 10. Juli 2019 die Ergebnisse der Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" vorgestellt hat. Die Kommission hatte das Ziel Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, mit Blick auf unterschiedliche regionale Entwicklungen und den demografischen Wandel. Die Zentralklinik steht für das Gegenteil dessen, was hier für den ländlichen Raum empfohlen wird. Denn eine wohnortnahe Versorgung, Arbeitsplätze und eine aktive Strukturpolitik sollen mit dem Ziel betrieben werden, Vielfalt und eine dezentrale Struktur der Daseinsvorsorge zu erhalten und zu fördern. Die Sprecher der Grünen Ortsverbände abschließend: "Gerade auch als Lehre aus der Pandemie wenden wir uns gegen Kahlschläge und treten stattdessen für partnerschaftliche Lösungen ein. Was wir aber nicht brauchen, ist die Zerstörung sozialer Infrastruktur und die Umwandlung der Krankenhauslandschaft im Sinne profitorientierter Konzernbildung." - 9.6.20 -
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